Individuelle Anfertigung von Gründerzeit Möbel

Gründerzeit Möbel


Unter dem Begriff Gründerzeit – oft auch als Gründerjahre bezeichnet -  versteht man allgemein die Zeit, die mit der deutschen Reichsgründung 1871 begann und 1914 mit dem Ausbruch des I. Weltkriegs endete.  In ihrer Formensprache war die Gründerzeit dem Historismus verbunden, orientierte sich somit an neubarocken Ideen und Idealen und zeugt von großem Interesse an historischen und mythologischen Themen.

Carl Zuckmayer, der 1896 in Nackenheim bei Mainz geborene deutsche Dichter, benennt liebevoll und kenntnisreich den Charakter dieser Zeit – am Beispiel seiner Eltern. Besonders der Schnurrbart seines Vaters, wie ihn dieser als junger Mann um 1890 trug, regte ihn zu folgendem Gründerzeitporträt an:
„Der Schnurrbart des jüngeren Mannes um die Jahrhundertwende war keine modische Nachäffung eines pseudofeudalen Stils, er war der Ausdruck jener naiven Fortschrittsgläubigkeit, der noch ganz ungebrochenen Freude an Aufschwung, Gründung, Entwicklung, Prosperität, wie sie die glückgesegnete  Generation zwischen dem siebziger und dem vierzehner Krieg durchweg beseelte.“

Zuckmayer benennt damit ein Aufbruchsgefühl, das den sorglosen Optimismus, aber auch das tief verwurzelte, traditionelle und nationale Wertegefühl der Wohlhabenden und Etablierten dieser Zeit kennzeichnete. Von Lenbach, Makart und von Werner waren die großen, bekannten Maler dieser Zeit. Zu den bekanntesten Gründerzeit-Bildhauern gehört Begas.

Gründerzeit und Historismus – Begriffe, die verschiedene Stilarten zusammenfassen


In keiner Stilepoche spielt die Vorsilbe „Neo“ eine ähnlich wichtige Rolle wie in der Gründerzeit. Ob Neo-Gotik, Neo-Barock, Neo-Rokoko oder Neo-Renaissance: Stets wird in dieser Zeit die Rückbesinnung auf alte Werte deutlich, die aber nicht kopiert, sondern stilistisch verändert und weiterentwickelt wurden. Dies gilt insbesondere für die Möbel der Gründerzeit.

Expansiv, repräsentativ und selbstbewusst – die typischen Gründerzeit Möbel Merkmale


Wachsende Industrien und Städte, die Rückbesinnung auf nationale und traditionelle Werte und ein stetig steigender Lebensstandard beim Bürgertum dieser Zeit:  Diese Haltung prägte auch das repräsentative Mobiliar der bürgerlich etablierten Familien. So rücken reich verzierte Buffets und schwere, massive Tische in den Mittelpunkt des Interesses. Kleinmöbel spielen eine geringere Rolle. Gründerzeit-Möbel sind von ihrer Grundstruktur her kantig, dabei aber reich ausgeschmückt und gegliedert, hauptsächlich durch Stilelemente der Renaissance. Zu den bevorzugten Hölzern zählten Nussbaum und Eiche.

Die wichtigsten Stilelemente der Gründerzeit-Möbel im Überblick


•    Säulen: Sie gehören zu den auffälligsten Stilelementen der Gründerzeit und finden sich hauptsächlich an Schränken, wo sie – häufig gedoppelt oder auch als Halbsäule - als seitliche Zierde angebracht sind, die bekrönende Aufsätze zu tragen scheinen. Säulen sind entweder unterteilt in  Basis, runden Schaft und Kapitell oder aber auch zum Beispiel in sich verschlungen, was der Fachmann als geschneckte Säule bezeichnet.
•    Pilaster, auch Wandpfeiler genannt: Sie werden gerne mit Säulen verwechselt, weil sie ebenfalls in Basis und Kapitell gegliedert sind. Ihr Schaft ist allerdings nicht rund, sondern zeigt eine Brettform. Aus diesem Grund werden Pilaster auch als Brettsäulen bezeichnet. Ihre Vorderkante wird „Spiegel“ genannt.
•    Kapitelle: Sie sind die dekorativsten Elemente von Säulen, Pfeilern und Pilastern. Man spricht – ihres griechischen Ursprungs wegen – hauptsächlich von ionischen, dorischen und korinthischen Kapitellen. Am schlichtesten ist das nur wenig profilierte, dorische Kapitell; das ionische Kapitell weist Voluten – schneckenförmige Zierelemente – auf; dazwischen liegt ein Ornamentstab. Die reichste Verzierung weist das korinthische Kapitell auf. Seine Voluten sind über Eck gestellt; unter ihnen befinden sich umgeklappte Akanthusblätter als blattförmige Zierstücke.
•    Basen: Als Basis bezeichnet man den Fuß von Säulen, Pfeilern oder Pilastern. In der Gründerzeit sind sie meist mit dem Säulenschaft zusammen aus einem Holzstück gedrechselt.
•    Kannelierungen: Sie werden auch Kanneluren genannt und gliedern eine Fläche senkrecht durch parallele Furchen – hauptsächlich auf den Schäften von Säulen, Pilastern, Pfeilern und Lisenen.
•    Baluster: Baluster bilden eine Sonderform der Säule, die bei Gründerzeit-Möbeln häufig anzutreffen ist: Es handelt sich um stark gebauchte, kurze, profilierte oder gedrechselte Säulen, wie sie zum Beispiel als Konsolenaufbau für Spiegel zu finden sind.
•    Bekrönende Aufsätze: Sie zählen zu den typischsten Stilelementen der Gründerzeit und zieren meist repräsentative Kommoden oder Vertikos, aber auch klassische Wandschränke. Ein bekrönender Aufsatz ist ein rein dekoratives Element, das häufig aus kleinen Säulen, einer den Aufsatz umlaufenden Galerie und einem kronenartigen Abschluss, zum Beispiel in Form einer Muschel, besteht.

Antike Möbel der Gründerzeit – bis heute ein Zeichen von Tradition und Wertbeständigkeit


Antiquitäten der Gründerzeit gehören bis heute zu den beliebtesten antiken Möbelstücken. Das liegt nicht zuletzt an ihrer vielfältigen Formensprache und an der überaus sorgfältigen Ausgestaltung, die von Ideenreichtum und höchster Handwerkskunst zeugt. Denn auch, wenn sich insbesondere die Möbelkünstler des Jugendstils ausdrücklich von den massiven und expansiven Herstellern der Gründerzeitmöbel distanzierten und ihre eigene, feurig-schwungvolle Formensprache entwickelten: Gründerzeitmöbel sind bis heute unter Kennern auch deshalb so beliebt, weil sie eben nicht nur traditionelle Werte verkörpern. Vielmehr lassen sie bereits viele Elemente der klar gegliederten Formenwelt des späteren Klassizismus und selbst der Moderne erkennen. So kommen sie nie aus der Mode und ergänzen – speziell als Einzelstück – beinahe jeden Möbelstil von klassisch bis modern. Wer Gründerzeit Möbel kaufen will, findet zudem ein reichhaltiges Sortiment insbesondere an Großmöbeln vor, das fast keine Wünsche offen lässt: Ob Damen- oder Herrenschreibtisch, Halbschrank, Kabinettschrank, Buffet, Kredenz oder klassischer Fassadenschrank - neben Biedermeier und Jugendstil zählt die Gründerzeit bis heute zu den beliebtesten Epochen bei den Liebhabern hochwertiger antiker Möbel.