Antike Sessel durch die Jahrhunderte

Antike Sessel sind für viele der Inbegriff von Gemütlichkeit. Wir denken an Omas alten Sessel, an üppige, einladende Formen, weinroten Plüschsamt, weich gepolsterte Rücken- und Armlehnen, die zum Einkuscheln und Beinehochziehen auffordern. Aber auch aus repräsentativen bürgerlichen Wohnzimmern mit Stilmöbeln oder Antiquitäten sind antike Sessel nicht wegzudenken.

Antike Sessel: Vom Thronsitz zum Salonmöbel

Bei der "Erfindung" des Sessels stand stand allerdings nicht in erster Linie der Wunsch nach besonders bequemem Sitzen Pate. Besonders voluminöse Stühle mit Armlehnen - entstanden zunächst zu Repräsentationszwecken. Die ersten Sessel waren mit großer Wahrscheinlichkeit die Thronsitze von babylonischen Herrschern, von Pharaonen und ihren Familienmitgliedern im alten Ägypten. Aus Ebenholz und Elfenbein, üppig mit geschnitzten mythologischen Tierfiguren und anderen Darstellungen verziert und vergoldet, sollten diese Thronsitze einen einprägsamen Eindruck von der gottgleichen Macht ihrer Besitzer vermitteln.

Sitzen als Privileg

Selbst das Sitzen auf Stühlen blieb bis ins Mittelalter hinein hohen weltlichen und kirchlichen Würdenträgern vorbehalten. Und noch im 15. Jahrhundert war der Sessel der Sitz der Autorität - diese Autorität konnte aber mittlerweile auch dem Hausherrn und seiner Frau an der Tafel eines wohlhabenden adeligen oder bürgerlichen Haushalts gehören. Mit ihren markanten, hohen Rücklehnen, die oft sogar eine Art Baldachin trugen, geraden Seitenteilen und repräsentativen Schnitzereien erinnerten auch diese schweren, zeremoniellen Sitzmöbel an einen Thronsitz - und waren durchaus so gemeint. Erst die Renaissance befreite den Sessel aus dem engen Korsett seiner Würde und öffnete den Weg für seine Anpassung an das Komfortbedürfnis ebenso wie an die wechselnden Modeströmungen der Zeiten.

Vom herrschaftlichen Lehnstuhl zum gepolsterten Sessel

Erste einfache Polsterungen im Mittelalter bestanden aus Leder, das über ein auf die hölzerne Sitzfläche gehäuftes Füllmaterial wie Gras, Sägemehl, Rosshaar oder Federn genagelt wurde. Sessel, deren Sitz- und Seitenflächen mit Rohrgeflecht bespannt waren, kamen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zunächst in England auf - als Inspiration diente ein aus Indien eingeführter Stuhl.

Im heutigen Sinne gepolsterte Möbel entstanden erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Damals etablierten sich die klassischen Techniken, Rosshaar in mehreren Schichten so zu fixieren, dass auch aufrechte und geschwungene Möbelteile formbeständig gepolstert werden konnten. Eine erste Blütezeit erlebten Polstermöbel im 18. Jahrhundert. Das Barock brachte prächtige, mit Leder, Samt oder Seide bezogene Sesselformen hervor, die allerdings ihre Nähe zum Thron immer noch nicht verleugnen konnten. Anmutige, eher zierliche Formen dominierten im Rokoko. Damals waren auch mit der Wandbespannung harmonierende gewirkte Tapisserien beliebte Bezugsmaterialien. Antike Sessel aus dieser Zeit schmücken sich an Füßen und Armlehnen häufig mit der Rocaille, einem muschelförmigen Ornament.

Um 1830 revolutionierte die Sprungfeder das Posterhandwerk. Antike Sessel im Biedermeier- und Historismusstil weisen meist eine Federkernpolsterung auf. Die wuchtig gepolsterten Biedermeier-Sofas und das oft schwellende Aussehen der Polstermöbel der Gründerzeit und der viktorianischen Ära sind also nicht nur auf den Geschmack dieser Epochen zurückzuführen, sondern auch auf die Notwendigkeit, durch eine dickere Füllung das Durchstechen der Federn durch den Bezugsstoff zu verhindern.

Antike Sessel durch die Jahrhunderte

Aus dem 18. Jahrhundert, dem "goldenen Jahrhundert der Möbel" stammen eine ganze Reihe klassisch gewordener Sesselformen.

Anfang des 18. Jahrhunderts entstand die Bergère, ein aufrechter gepolsterter Sessel mit rundum sichtbarem, meist kostbar verziertem Holzrahmen. Für den bequemen Sitz sorgt ein eingelegtes Sitzkissen. In nur leicht abgewandelter Form trifft man die Bergère etwa im Rokokostil und im Empirestil an.

Das Fauteuil ist ein Sessel mit offenen, meist gepolsterten Armlehnen, sichtbarem Holzrahmen und deutlich getrennter Polsterung von Sitzfläche und Rückenlehne.

Der Medaillonsessel hat eine meist ovale, manchmal auch runde Rückenlehne mit sichtbarem Holzrahmen und wird gern mit kostbar verarbeiteten, gemusterten Stoffen bezogen.

Auch der Ohrenbackensessel stammt aus dem 18. Jahrhundert. Seine geraden oder geschwungenen Seitenteile sollten die Wärme eines Kaminfeuers einschließen und den Sitzenden zudem vor Zugluft schützen. Der gemütliche Sessel wurde ein Klassiker, der vor allem im Biedermeier des 19. Jahrhunderts einen großen Aufschwung erlebte.

Im 19. Jahrhundert wurde der Bugholzsessel populär. Schwungvoll gebogene Holzrahmen in verschiedenen Formen, ungepolstert, aber oft mit Rohr bespannt, zeichnen ihn aus. Charakteristisch ist seine Herstellung aus unter Dampf gebogenem Holz.  Die Wiener Möbelfabrikanten Gebrüder Thonet machten mit ihren Katalogen industriell gefertigte Bugholzmöbel zum Verkaufsschlager.

Der Clubsessel ist ein klassisches Art Déco-Möbel. Eine extrem komfortable, dicke Federkernpolsterung, eine tiefe Sitzfläche mit niedrigen Rücken- und Armlehnen und die zurückgelehnte Form fordern zu entspanntem, fast liegendem Sitzen heraus. Der meist lederbezogene Sessel hat seinen Ursprung in den britischen Herrenclubs des frühen 20. Jahrhunderts.

Antike Sessel kaufen

Der Antiquitätenhändler vor Ort ist die offensichtliche Anlaufstelle für alle, die alte Sessel kaufen möchten. Geht es nur um Optik und Bequemlichkeit, kann man sich auch als Laie ruhig auf seinen persönlichen Eindruck beim Probesitzen und Inspizieren des begehrten Stücks verlassen. Als Faustregel für den Preis kann dann gelten: Für einen soliden antiken Sessel unklarer Herkunft sollte man maximal so viel bezahlen, wie ein ähnliches Stück im Möbelhaus kosten würde. Wer sich über den Wert einer Antiquität Gewissheit verschaffen möchte, beauftragt einen Sachverständigen mit der Begutachtung. Abhängig vom Warenwert liegt der Preis eines solchen Gutachtens allerdings bei mehreren hundert Euro. Geeignete Sachverständige vermittelt zum Beispiel der Bundesverband Deutscher Sachverständiger und Fachgutachter.

Wer antike Sessel günstig kaufen möchte, Zeit und eine eigene Transportmöglichkeit hat, sollte die Auktionen beziehungsweise Kleinanzeigen der großen Online-Auktionshäuser und -Marktplätze wie eBay oder Quoka durchforsten. Verkäufer, die nur Selbstabholung anbieten, stoßen oftmals nicht auf viel Kundeninteresse, so dass man hier unter Umständen sehr günstig zu einem schönen Stück kommt. Ein Problem dabei ist natürlich, dass man sich vorher keinen wirklich klaren Eindruck von Zustand und wahrscheinlicher Herkunft der Möbel machen kann.

Lot-tissimo ist ein deutsches Auktionsportal, das auf Kunst und Antiquitäten spezialisiert ist und die Teilnahme an Auktionen auch per Internet ermöglicht. Erfahrene Experten prüfen und schätzen jedes angebotene Stück. Ausgesprochene Schnäppchen wird man hier nicht machen - dafür gibt die 25 Jahre gültige Echtheitsgarantie Käufern die Sicherheit, dass der erworbene antike Sessel im Biedermeier-, Empire- oder Louis XVI-Stil auch wirklich das ist, was er zu sein vorgibt.